Versehentlich Spinnen im Schlaf essen: Was ist dran am Mythos?

16. Juni 2022

Die Vorstellung, Spinnen im Schlaf zu essen, dürfte der schlimmste Alptraum aller Spinnenphobiker sein. Aber krabbeln nachts tatsächlich Spinnen in unsere Münder, während wir friedlich träumen? Oder handelt es sich dabei nur um einen urbanen Mythos, der aufgrund seines Gruselfaktors immer noch gerne weitererzählt wird? Wir verraten dir, was an dem Gerücht wirklich dran ist.

Spinnen im Schlaf essen – Woher stammt das Gerücht?

 

Es dürfte wohl einer der makabersten Schlaf-Mythen sein: während du friedlich vor dich hinschlummerst, krabbelt dir eine Spinne in den Mund und wird von dir verschluckt. Dass wir Spinnen im Schlaf essen, ist ein Gerücht, das sich immer noch hartnäckig hält. Bis zu acht Krabbeltiere sollen es sogar im Laufe unseres Lebens sein. Doch woher stammt der Mythos überhaupt? Das Gerücht vom ungewollten Spinnenessen im Schlaf wurde 1993 von der Kolumnistin Lisa Holst gestreut. Die Fakenews dienten ihr als eine Art Sozialexperiment. Sie wollte damit beweisen, wie rasant schnell sich Gerüchte über das Internet verbreiten können. Und das auch falsche Informationen sich hartnäckig halten. Der Erfolg des Mythos gibt ihr Recht: auch heutzutage gruselt es uns noch bei der Vorstellung, im Schlaf ungewollt die ein oder andere Spinne zu verspeisen.

 

Spinnen-Mythos

Wo halten sich Spinnen in unserem Schlafzimmer auf?

 

Den Mythos, dass wir Menschen Spinnen im Schlaf essen, kann man leicht entkräften. Denn wie sollen die Krabbeltiere überhaupt zum Schlafenden gelangen? Nicht alle Spinnenarten krabbeln die Wände herauf. Sogenannte Bodenspinnen machen ihrem Namen alle Ehre und halten sich in der Tat nur am Boden auf. Interesse, dein Bett zu erklimmen und sich in deinen Mund zu stürzen, haben sie nicht. Aber was ist mit den Spinnenarten, die zu den Kletterkünstlern gehören und sich gerne irgendwo im Schlafzimmer ein Nest bauen? Laut Experten bleiben diese Spinnen normalerweise in der Nähe ihres Netzes, wo sie sich sicher fühlen. In deinem Schlafzimmer auf Exkursion zu gehen und sich über deinem Gesicht abzuseilen, gehört nicht zum typischen Verhalten. Denn auch wenn einige Menschen sich wahnsinnig vor Spinnen fürchten – für die kleinen Tiere ist das umgekehrt nicht anders. Sie meiden die direkte Nähe zu uns Menschen.  

 

Spinnenessen im Schlaf – Wahr oder falsch?

 

Du bist noch nicht so recht überzeugt? Super, kritisches Hinterfragen von Informationen ist eine kluge Eigenschaft. Aber dass wir Spinnen im Schlaf essen, ist tatsächlich Humbug. Denn es ist eigentlich sogar unmöglich, ungewollt eines der Krabbeltiere zu verschlucken. Warum? Auch wenn Spinnen nicht für ihre guten Augen bekannt sind, verirren sie sich trotzdem nicht in die Nähe deines Mundes. Die Krabbeltiere reagieren nämlich höchst empfindlich auf Vibrationen. Während der Nachtruhe wechseln wir vielfach unsere Schlafposition, um eine besonders entspannende Lage zu finden. Durch die großen Erschütterungen, die deine Bewegungen im Schlaf erzeugen, fühlen sich Spinnen abgeschreckt. Sie werden daher noch nicht einmal in die Nähe deines Mundes krabbeln wollen.

 

Und wenn es eine Spinne doch bis auf deine Wange schafft? Spätestens hier sollten die Schwingungen, die bei deiner Atmung entstehen, sie in die Flucht schlagen. Und wenn du noch dazu im Schlaf schnarchst, dann lässt sie der nächtliche Lärm noch schneller Reißaus nehmen. Spinnenessen im Schlaf ist letzten Endes aufgrund unserer eigenen Reflexe höchst unwahrscheinlich. Leichte Schläfer werden bereits dadurch geweckt, dass etwas auf ihrer Wange herumkrabbelt. Und selbst wenn Spinnen mutiger wären, würden wir sie einfach ausspucken. Die Nerven an unseren Lippen sind hochsensibel und nehmen selbst kleinste Berührungen war. Als natürlicher Schutzmechanismus des Körpers wird ein fremdes Objekt dann nicht geschluckt, sondern wieder nach draußen befördert.

Warum hält sich der Mythos, Spinnen im Schlaf zu essen, weiterhin?

 

Wieso sind wir so leichtgläubig, wenn es sich um Geschichten wie Spinnen im Schlaf zu essen handelt? Schuld daran ist nicht nur der Ekelfaktor, sondern auch unsere Sozialisierung. Horrorszenarien mit Riesenspinnen, die Menschen schaden, sind den meisten von uns aus Filmen oder Büchern nur allzu gut bekannt. Daher läuft es vielen von uns bereits beim Anblick der Krabbeltiere kalt den Rücken hinunter – was einen nüchternen Blick auf die Fakten erschwert. Hinzu kommt, dass der Mythos auf eine unserer Ur-Ängste anspielt. Während wir schlafen, fühlen wir uns schutzloser und verletzlicher als sonst. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass wir uns verstärkt um unsere Sicherheit sorgen, wenn wir uns nicht im Wachzustand befinden.  Geschichten, die auf mögliche Bedrohungsszenarien während unserer Nachtruhe hindeuten, schenken wir daher besondere Aufmerksamkeit. Wir hoffen daher, dass dich unser Beitrag beruhigt hat und du nun sorglos einschlafen kannst!

 

sorglos schlafen

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